In dem empfehlenswerten Buch WIE MICKY UNTER DIE NAZIS FIEL von Carsten Laqua (rororo SACHBUCH 9104, 14.90 DM) wird die Handlung dieses Films folgendermassen wiedergegeben:
Victory Through Air Power beginnt mit einem etwa elfminütigen Abriß über die Geschichte der Luftfahrt. Nur in diesem Teil des Filmes operierten die Disney-Zeichner, allen voran Ward Kimball, mit humoristischen Elementen. Victory Through Air Power besteht zu ca. einem Drittel aus Realfilm, nur die Einführung ist reiner Zeichentrickfilm.
Die "History of Aviation" beginnt bei Disney mit den Gebrüdern Wright 1903. Der Deutsche Otto Lilienthal wurde dem Zeitgeist geopfert und kommt in Disneys Darstellung nicht vor. Weiter geht's mit dem ersten Flug: 1906 tauchte in der Disney-Version Dumont als erster Europäer mit einem Flugzeug am Himmel auf. Es folgen weitere Stationen der Luftfahrtentwicklung bis zum Ersten Weltkrieg, der dann für die Luftwaffe den entscheidenden Durchbruch brachte. In einer Sequenz wird ein deutscher Pilot gezeigt, der mit einem Maschinengewehr den eigenen Propeller zerschießt. Ein Franzose, der über ein mit dem Takt des Propellers synchronisiertes MG verfügt, schießt einen Deutschen ab. Auf diese Art stellen Disneys Zeichner die Entwicklung des Flugzeugs zur Waffe dar. Am Ende dieser Aufzählung werden moderne Maschinen gezeigt, wie sie seit Beginn des Zweiten Weltkriegs eingesetzt wurden. Ihre Leistungsfähigkeit wird am Beispiel der Bombardierung Kölns demonstriert.
Im folgenden Teil werden De Seversky und sein Buch mit Photos vorgestellt. Sie bilden den Übergang zum Realfilm. De Seversky sitzt an einem Schreibtisch und warnt die Zuschauer davor, daß von den Versäumnissen der eigenen Luftwaffe irgendwann auch die US-amerikanische Zivilbevölkerung betroffen sein könne. Spätestens jetzt durfte er sich der Aufmerksamkeit seiner Zuschauer sicher gewesen sein.
Seversky stellt moderne Methoden der Kriegsführung vor. Anhand verschiedener Beispiele, etwa des Schutzschirmes, den deutsche "Stukas" beim "Blitzkrieg" gegen Frankreich bildeten, der erfolgreichen Landung der Deutschen auf Kreta, des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor, demonstriert Seversky die entscheidene Rolle der Luftwaffe. Grafisch werden diese Schlachten dabei meist mit einfachster Animation dargestellt. Auf Landkarten werden Pfeile oder stilisierte Flugzeuge durchs Bild gezogen. Nur hin und wieder wird ein abstürzender "Stuka" gezeigt. Die Musik dazu ist immer dann beruhigend, wenn von eigenen Flugzeugen die Rede ist. Erscheinen deutsche Bomber oder "Stukas", schwillt sie zu Wagnerscher Dramatik an.
Später geht es in Victory Through Air Power um die aktuelle Kriegslage. Amerikanische Rüstungsfabriken werden als pulsierendes Herz dargestellt, die blau und rot leuchten. Nachtaufnahmen erlauben es den Zeichnern, mit wenigen Details auszukommen. Von diesem "Herz" nehmen die Transportwege ihren Ausgang, vorgestellt als Kurven einer Produktionsstatistik. Ganze Ströme von Panzern, Schiffen und Flugzeugen gleiten dahin. Alle Wege enden in einer Flasche, aus deren Hals sich bedächtig langsame Transportschiffe herausquetschen. Es folgt eine Landkarte, die die USA als riesiges Euter zeigt. Über sehr lange Wege verteilt es "Milch" in alle Welt. Im Gegensatz wird auf die kurzen Nachschubwege der Achsenmächte verwiesen. Seversky kritisiert diese Art der Kriegsführung als "Verschwendung von Material und Arbeit" und entwickelt ein Gegenkonzept. Gezeigt wird ein Rad, über dessen Speichen ständig Nachschub in einen äußeren Ring geführt wird. Von allen Seiten greifen "alliierte Pfeile" an, aber trotzdem bleibt das Rad letztlich in Form. Seversky schlägt vor, mit Langstreckenbomben direkt ins Zentrum des Rades zu fliegen, also Deutschland zu zerstören.
Vorgeführt werden bewegliche Maschinengewehre, mit denen Bomber ausgestattet sind, die den feststehenden der deutschen "Messerschmitts" überlegen seien. Diese "fliegenden Festungen" seien in der Lage, so zeigt der Film, die Industrie des Gegners systematisch, selbst die in unterirdischen Bunkern lagernden U-Boote, zu zerstören. Gedacht ist dabei nicht nur an Deutschland, sondern auch an Angriffe gegen Japan.
Am Schluß von Victory Through Air Power gibt es dann noch mal eindrucksvolle, ausgefeiltere Animation: Der amerikanische Adler attackiert einen faschistischen Oktopus, der die Welt mit seinen Armen umklammert, immer wieder aus der Luft.
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